Philosophie

In dieser Rubrik erwartet Euch endlich einmal mehr Tiefgang. Da wir mehr k�nnen, als humoreske Floskeln schreiben, wollen wir dieses auch nun unter Beweis stellen und Euch ebenfalls mit philosophischen Spr�chen zusch�tten. Es kommt schon des �fteren vor, dass wir ernsthaft nachdenken. Keine Angst, die folgenden Texte werden trotzdem nicht ganz so trocken, da man das Leben am besten niemals g�nzlich ohne Humor nehmen sollte. Obwohl schon etwas abgegriffen, greifen wir dennoch an dieser Stelle auf den guten, alten John Lennon zur�ck:
"Das Leben ist das, was passiert, w�hrend du eifrig dabei bist andere Pl�ne zu machen."
Egal was man macht, es kann nie g�nzlich falsch sein, wenn Du Dir treu bleibst und das tust, wobei Du Dich wohlf�hlst.





Religion

Die Theologen in uns:
Man kann es ja kaum glauben, aber wir sind beide getauft, kommunioniert, gefirmt und damit an Bord eines Gemeindefrachters. Zugegeben, meistens besuchen wir nur die Bordtoilette, wenn wir einmal im Jahr, meist zu gegen den 24.12., an einer weihnachtlichen Kurzrundfahrt teilnehmen; dennoch ist uns der Herr, der unseren Masten ziert, samt Vater symphatisch.
Aber jetzt mal im Ernst:
Wir sind gl�ubige, junge Christinnen !!!
Wieso? Ja, wieso eigentlich Kerstin?

Nun gut Judith, ich hatte Religion im Abi, also mu� ich bluten:
Damals beteuerte ich vor einem theologischen Lehrertrio, das sich u-f�rmig gruppiert hatte, dass ich in meinem noch recht kurzen Leben, immer wieder die Kraft Gottes gesp�rt h�tte. Sie haben es mir geglaubt, weil es stimmt.
Wenn man sagt, dass man an die Existenz Gottes glaubt, bekommt man meistens post wendend die schwerverdauliche Theodizeefrage aufgetischt: "Wie kannst Du glauben, bei all dem Leid, das es auf unserer Welt gibt?"
Bevor ich mich aber gleich f�r meinen Glauben rechtfertigen mu�, m�chte ich damit beginnen, warum ich glaube.
Ich habe mich mit verschiedenen Theorien, Gottesbeweisen und Religionen besch�ftigt, und festgestellt, dass wir Gott nicht in ein von uns errichtetes Vernunftgeb�ude pressen k�nnen. An der Uni habe ich einen Kurs in Religionsphilosophie besucht. Da quetschte ein �u�erst vern�nftiger, kahlk�pfiger Philosophieprofessor S�tze, die den Glauben betrafen, in Pr�missen und Konklusionen, �berpr�fte ihre Richtigkeit mittels logischer Grunds�tze und bewies auf Teufel komm raus, dass Gott nicht existieren kann. Obwohl ich selber �u�erst rational bin, und gerne Sachen auf den Grund gehe, erkenne ich die menschlichen Vernunftregeln und ihre Logik nicht als dogmatische Wahrheiten an. F�r mich ist die Vernunft etwas Produziertes, Hergeleitetes, w�hrend ich den Gef�hlen Urspr�nglichkeit zuschreibe. Nat�rlich kann man auch Gef�hle biologisch-chemisch erkl�ren, aber dann bewegt man sich wieder im Raster menschlicher Vernunftr�ume.
Was ich eigentlich sagen will:
Die Existenz Gottes kann ich nicht herleiten, sondern nur sp�ren. Versucht man sie herzuleiten, dann begeht man meiner Ansicht nach den Fehler, etwas G�ttliches durch menschliche Denkraster schicken zu wollen. Es gab irgendwann einen Zeitpunkt in meinem Leben, an welchem ich f�hlte, dass Gott existiert. Diese Gewissheit ist f�r mich unumst��lich, egal was in meinem, oder im Leben Anderer passiert.
Ich kann nicht sagen, warum es so viel Leid gibt, obwohl Gott existiert, und ich kann auch nicht erkl�ren, warum dies und jenes passiert. Ich versuche statt dessen auf meine innere Stimme zu h�ren, und die Dinge nicht nur mit dem Verstand begreifen zu wollen.
Wie eine leise Melodie werden Dir die Wahrheiten dieser Welt und Deines Lebens ins Ohr gespielt. Genauso ist es auch mit dem Glauben.

Okay Kerstin, dann werde ich jetzt Stellung beziehen m�ssen: Ich mu� ganz ehrlich gestehen, dass ich mich derzeitig wenig mit der Kirche, Gott und der Religion besch�ftige. Es fiel mir schon mal leichter, an die Kirche und an Gott zu glauben. Ich denke, dass einem der Glaube nicht einfach zuf�llt und man ihn von diesem Zeitpunkt an bunkern kann. Unter einem bewussten Glauben stelle ich mir vor, dass man sich immer wieder pr�ft, ob man Gott �berhaupt noch sp�rt und ob sich durch die Entwicklung vielleicht neue Ansichten oder Fragen und Zweifel zu Gott ergeben. Momentan zweifle ich zuviel, als dass ich ein ernst gemeintes Stossgebet gen Himmel schicken k�nnte. Was ich wiederum nicht schlimm finde, da Glauben Auseinandersetzung hei�t.
Kirche ist nicht gleich Gott, und meine Zweifel sind nicht in den vielen Seltsamkeiten der Kirche begr�ndet. An der Kirche st�rt mich, dass man sich meiner Meinung nach mit �berdimensionalen, goldigen, engelsgesichtigen Orgeln und heruntergeleierten Gebeten eher von Gott entfernt, als dass man sich ihm n�hert. Trotzdem bietet die Kirche so etwas wie R�ckhalt, au�erdem kann ich nicht meckern, denn hier verh�lt es sich wie in der Politik: Wer nicht w�hlen geht, sollte seinen Mund halten.

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Vegetarier

Zu unseren zugegeben wenigen Grunds�tzen geh�rt, dass wir kein Fleisch essen. Wir sind zwar keine militanten Birkenstocktr�gerinnen, die sich nackt vor jede 2.Metzgerei ketten, aber dennoch ist uns unser Vegetariertum wichtig. Warum? Wieso wir mit eisernem Willen an jeder D�ner-Bude vorbeigehen und seit vielen Jahren jede Bolognese-Pizza wieder haben umgehen lassen? Wieso wir uns das �berhaupt antun? Ja, wieso eigentlich, Kerstin?

Liebe Schwester, ich m�chte mein nun folgendes Pl�doyer gegen den Fleischverzehr und f�r den Verzicht auf Hackb�llchen und H�hnchen s��-sauer mit folgender Erkenntnis er�ffnen:
Klaust du der Kuh ihren Schinken, muss sie hinken!
Obwohl ich Dir Deine Frage dadurch schon hinreichend beantwortet haben d�rfte, m�chte ich noch einiges erg�nzen, damit dir beim Anblick k�stlich gebratener C�vapcici endg�ltig das Wasser im Munde versiegt. Man muss sich beim Verzehr eines Tieres einiges klar machen:

  • Man isst Leichen.
  • Die nette Kuh, die einen eben noch angegrinst hat, wird nicht artgerecht gehalten neben Nudeln und Erbsen.
  • Warum schmeckt Nachbars Hund Struppi nach Ekel und Unmenschlichkeit, w�hrend der Schweinehintern hervorragend zu brauner So�e harmoniert?
  • Menschen erschaffen Leben, um es einzusperren, auf einen Transporter zu ferchen und ihm anschlie�end den Kopf abzuhauen.
  • Tiere sind beseelte Individuen.

Danke liebe Schwester, jetzt puhle ich wieder mit Freuden das W�rstchen aus dem Teigmantel, um mir nur den trockenen Teig reinzustopfen.

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Gedichte und Kurzphilosophien

Morgens und abends zu lesen

Der, den ich liebe
Hat mir gesagt
Da� er mich liebt

Darum
Gebe ich auf mich acht
Sehe auf meinen Weg und
F�rchte von jedem Regentropfen
Da� er mich erschlagen k�nnte.

Bertolt Brecht



Unsere W�nsche sind Vorgef�hle
der F�higkeiten, die in uns liegen,
Vorboten desjenigen, was wir zu
leisten im Stande sein werden.

Was wir k�nnen und m�chten,
stellt sich in unserer
Einbildungskraft au�er uns und in
der Zukunft dar; wir f�hlen eine
Sehnsucht nach dem, was wir
schon im Stillen besitzen.

So verwandelt ein
leidenschaftliches Vorausgreifen
das wahrhaft M�gliche in ein
ertr�umtes Wirkliches.

Johann Wolfgang von Goethe


Ich f�rchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses hei�t Hund und jenes hei�t Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.

Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott;
sie wissen alles, was wird und war,
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen h�r ich so gern.
Ihr r�hrt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir all die Dinge um.

Rainer Maria Rilke

Ich hab im Traum geweint,
Mir tr�umte du l�gest im Grab.
Ich wachte auf, und die Tr�ne
Flo� noch von der Wange herab.

R. Schumann

Was es ist

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist Ungl�ck
sagt die Berechnung
Es ist Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist l�cherlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unm�glich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Erich Fried

Nichts Besonderes
Eines Tages ist eine Frau vom Himmel gefallen, sie mag auf dem Ast eines Baumes gesessen haben, und sie fiel in die Arme von Franz Gr�tter, und er stand da mit einer Frau in den Armen.
Das ist aber nichts Besonderes, sagten alle. Auch nichts erfreuliches, sagte ich. Und Franz Gr�tter stand da mit einer Frau in den Armen - mit so Haaren, mit so einem Gesicht und so. Und ich frage uns, wie wir diese Geschichte beenden wollen. Aber inzwischen ist sie schon zu Ende, und Franz Gr�tter steht da und hat eine Frau in den Armen.

Peter Bichsel

Bangnis

Im welken Walde ist ein Vogelruf,
der sinnlos scheint in diesem welken Walde.
Und dennoch ruht der runde Vogelruf
in dieser Weile, die ihn schuf,
breit wie ein Himmel auf dem welken Walde.
Gef�gig r�umt sich alles in den Schrei:
Das ganze Land scheint lautlos drin zu liegen,
der gro�e Wind scheint sich hineinzuschmiegen,
und die Minute, welche weiter will,
ist bleich und still, als ob sie Dinge w�sste,
an denen jeder sterben m�sste,
aus ihm herausgestiegen.

Rainer Maria Rilke

Ich will mit dem gehen, den ich liebe.
Ich will nicht ausrechnen, was es kostet.
Ich will nicht nachdenken, ob es gut ist.
Ich will nicht wissen, ob er mich liebt.
Ich will mit ihm gehen, den ich liebe.

Bertolt Brecht

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